Methodenpluralität in der interpretativen Sozialforschung im Kontext von kollektiver Gewalt, Tradierung und kollektivem Gedächtnis (Heisenberg)

Projektvorhaben

Das Heisenberg Vorhaben umfasst zwei Schwerpunkte:

1) Methodenpluralität im Kontext kollektivgeschichtlicher Gewalterfahrung in Regionen des Globalen Südens
2) Narration und Bild – mündliche und visuelle Erinnerungspraktiken im Kontext von NS-Verfolgungserfahrung im deutschsprachigen Raum

Fokussiere ich im ersten Teilprojekt auf die Frage nach der Kombination von qualitativen Methoden in der soziologischen Forschung im Globalen Süden und fokussiere ich im zweiten Teilprojekt auf die Frage des Visuellen in der soziologischen Erinnerungs- und Gedächtnisforschung. Ich befasse mich mit zwei grundlegenden Fragen:

  • In welcher Weise können qualitative und interpretative Methoden kombiniert werden, um die Auswirkungen kollektiver historischer Gewalterfahrung (Verfolgung im Nationalsozialismus und Sklavenhandel und Versklavung) auf individueller, kollektiver und gesamtgesellschaftlicher Ebene zu untersuchen?
  • Welcher thematische, historische und geographische Anwendungskontext empfiehlt welche Kombination und welche Grenzen, Probleme und Herausforderungen sind damit verbunden?

Die beiden Schwerpunkte bauen auf meinen bisherigen bzw. derzeit laufenden transnationalen drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten auf, in denen ich intergenerationale Erinnerungs- und Handlungsstrukturen sowie individuelle und kollektive Gedächtniskonstruktionen untersuche. Stand in den letzten Jahren die historische Phase des Nationalsozialismus im deutschsprachigen Raum im Mittelpunkt meiner Arbeit, werde ich mich in den kommenden Jahren mit der Erfahrung der und der Erinnerung an die Versklavung und an den Sklavenhandel in Ghanas und Brasiliens beschäftigen. Im Rahmen der Heisenberg-Programms werde ich einen Vergleich dieser verschiedenen Kontexte vornehmen. Ich möchte damit einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, in welcher Weise Methoden in Abhängigkeit vom jeweils spezifischen historischen und regionalen Kontext kombiniert werden können, um der Komplexität sozialer Wirklichkeit bzw. des untersuchten Phänomens gerecht zu werden. Insbesondere in Bezug auf Regionen des Globalen Südens werden damit auch Fragen der „Dekolonisierung von Methoden“ berührt. Die zu erwartenden Erkenntnisse sind jedoch nicht nur für die von mir untersuchten Weltregionen relevant, sondern für alle Kontexte, die von Gewalt und Machtungleichheit strukturiert sind.